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Die
Stifterin |
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Am 22. Mai 1934 wurde
Annette Kuhn als zweites Kind der Altphilologin Käthe Kuhn, geb. Lewy und
des Philosophen Helmut Kuhn in Berlin geboren. In ihrer Autobiografie Ich
trage einen goldenen Stern - Ein Frauenleben in Deutschland, Berlin 2003
erzählt sie von den Kindheitserfahrungen in der englischen und
US-amerikanischen Emigration und den Schwierigkeiten, sich nach 1948 als
Exilkind in den deutschen Schulalltag zu integrieren.
Geprägt vom Schweigen in
ihrer Familie und in der deutschen Nachkriegsgesellschaft, spürte sie
ihren jüdischen Wurzeln erst als Erwachsene nach.
Eng verbunden mit
ihrer Stiftungsgründung ist deshalb das Gedenken an ihre Mutter, die 1959
gemeinsam mit Helmut Gollwitzer und Reinhold Schneider den Band Du hast mich
heimgesucht bei Nacht. Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933
- 1945 erstmals veröffentlichte.
1964 wurde Annette Kuhn als
jüngste Professorin der Bundesrepublik auf den Lehrstuhl für
Mittelalterliche und Neuere Geschichte der Pädagogischen Hochschule in
Bonn berufen und veröffentlichte wegweisende Arbeiten zur kritischen
Geschichtsdidaktik und Friedenspädagogik. Seit den 80er Jahren war es der
Aufbruch der Frauen, der ihre wissenschaftliche Arbeit fortan bestimmte: 1986
erhielt sie die erste Professur für historische Frauenforschung.
Die "Philosophin mit
didaktischem Sinn und Didaktikerin mit philosophischer Passion" (Aufbau -
Verlag) war und ist eine An-Stifterin: Vom Prüfungsamt von 1992 bis 1996
ausgeschlossen, blieb sie Mentorin für Studierende, die sich in Projekten
praktisch erproben wollten. Ihr Büro an der Schlosskirche war Redaktion
und Geschichtswerkstatt zugleich. Sie initiierte zahlreiche Projekte, die das
Leben und Handeln von Frauen in der Geschichte sichtbar machten, u. a. die
Quellen-Reihe Frauen in der Geschichte und die Chronik der
Frauen. Eine Liste aller Veröffentlichung von und über Annette
Kuhn führt der
Katalog der Deutschen
Nationalbibliothek.
Im Juni 1999 wurde Annette Kuhn
emeritiert und ihr Lehrstuhl nicht wieder besetzt. Anfang 2000 gründete
sie den Verein Haus der FrauenGeschichte. Sie ist weiterhin die
wissenschaftliche Leiterin des POLITEIA-Projekts und Mitherausgeberin der
Spirale der Zeit sowie der Schriftenreihe Haus der
FrauenGeschichte. Den Johanna Loewenherz Preis erhielt sie 2004, zwei Jahre
später das Bundesverdienstkreuz.
Mit ihrer jüngst
im Budrich-Verlag erschienenen Historia - Frauengeschichte in der Spirale
der Zeit legt Annette Kuhn ihr Konzept von sieben Zeit-Räumen der
Geschichte vor, in denen ein von Frauenhandeln und Frauendenken geprägtes
matriarchales Muster sichtbar ist, das sich im vorderasiatischen Kulturraum
ausbreitete und unser christliches Mittelalter ebenso wie das moderne Europa
der Neuzeit entscheidend bestimmte.
Mit der Gründung der
Annette-Kuhn-Stiftung ist sie ihrer Vision vom Bau eines realen Hauses der
FrauenGeschichte einen wichtigen Schritt näher gekommen.
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